»Das Kochen ist eine höchst leidenschaftliche und emotionale Angelegenheit«, sagt der Zweisternekoch Patrick Coudert.

»Das Morden erst recht«, findet Harald H. Risius, der Autor von zahlreichen Ostfrieslandkrimis.

 

Patrick Coudert und Harald H. Risius lernten sich in einem Kochkurs kennen und beschlossen spontan, gemeinsam ein Buch zu schreiben. Jeder trägt das bei, was er am besten kann. So wurde es in jeder Hinsicht ein Kochkrimi auf höchstem Niveau. Die Kochrezepte sind praktikabel und regen zum Nachkochen an, für die Krimihandlung wird das jedoch nicht empfohlen.

Auf einem alten ausgedienten Leuchtturm in der Nordsee soll ein Kochkurs abgehalten werden. Die Speisen, die im Laufe des Buches gekocht werden, sind anspruchsvoll, werden im Laufe der Handlung auch dem Kochneuling verständlich nahegebracht. Die Zubereitung aller Gerichte ist ausführlich und leicht verständlich beschrieben. Nicht nur Rezepte werden vermittelt, es gibt auch viele Tipps rund um Küche und Kochen. Haben Sie geglaubt, mit einem Profimesser perfekt umgehen zu können? Vielleicht werden sie hier eines Besseren belehrt. Wie stellen Sie ohne Thermometer fest, ob das Brat-Öl bereits die richtige Temperatur hat?

Während des Kurses zieht ein Sturmtief mit Orkanböen herauf, der die eine oder andere Sorgenfalte in die Stirn der fünf Kursteilnehmer drückt. Der Turm ist sicher, keiner muss sich ernsthaft Sorgen machen. Viel unangenehmer ist, dass nach der ersten Menüfolge einer der Gäste aus zunächst unerklärbaren Gründen am nächsten Morgen tot im Bett liegt. Nicht weil das Essen ungenießbar war – jemand hat nachgeholfen und die Polizei kann wegen des schweren Wetters nicht kommen.

In der Tradition englischer Krimis schwindet die Zahl der lebenden Teilnehmer zugunsten der verstorbenen … es wird jedoch munter weitergekocht. Die Speisen sind köstlich, keiner der Überlebenden will darauf verzichten – eine gute Mahlzeit hilft über manche Unbill des Lebens hinweg.

Dieser außergewöhnliche Roman verheißt doppelte Spannung: Während er mit der Auflösung der Morde beschäftigt ist, läuft ihm bereits bei der Lektüre der Kochrezepte das Wasser im Mund zusammen. Garniert und aufgelockert wird das Ganze mit den künstlerisch anspruchsvollen Zeichnungen von LOYY der dieses Buch mit seinen Grafiken zu etwas ganz Besonderem gemacht hat.  Ein Genuss für alle Sinne und ein tolles Geschenk für jeden Hobbykoch und Krimifreund.

214
Seiten
4691
Zeilen
31117
Wörter
167000
Zeichen

Leseprobe

Als der erste verführerische Duft nach frisch aufgebrühtem Kaffee durch den gesamten Turm zieht, drängt es alle nach oben in die Küche. Patrick brüht gerade eine zweite Kanne auf, er rechnet damit, dass der Bedarf heute größer als sonst ist. Der Sturm, der die ganze Nacht ohne Unterbrechung tobte, hat sicher dem einen oder anderen den Schlaf geraubt. Aber das ist nichts, was sich nicht durch einen starken, aromatischen Kaffee und ein handfestes Frühstück wieder in Ordnung bringen ließe.
»Bonjour Yvonne«, begrüßt er seine Assistentin, die gerade die Treppe hinaufkommt.
»Guten Morgen, Patrick.« Sie wirft einen suchenden Blick über den Tisch.
»Kaffee ist schon fertig.« Er reicht ihr einen gefüllten Becher. »Machst du noch eine Kanne Tee für diejenigen, die keinen Kaffee wollen? Ich schätze mal, dass unser Indonesier Teetrinker ist.«
»Natürlich. Ich glaube, heute nehme ich mal die Ostfriesische Mischung. Die passt zu dem Wetter.«
»Gute Idee. Stell auch Kandis und Sahne dazu. Wer es richtig ostfriesisch mag, kann ja davon nehmen.«
Als die Teekanne auf dem Stövchen zum Warmhalten steht, erscheinen auch Akie und Melanie. Beide sehen reichlich verkatert und verschlafen aus, es bleibt aber unklar, ob dies an dem Sturm lag, oder ob die beiden die Grundlagen für die Verlobungsfeier gelegt haben.
»Guten Morgen«, werden sie von Yvonne begrüßt. »Ihr kommt gerade recht, ich brauche Hilfe beim Decken des Tisches«, sagt sie und drückt Akie einen Stapel Teller in die Hände. »Besteck findet ihr in den Schubladen.«

Franz und Tilly erscheinen nun auch und werden von Yvonne gleich mit einem Tablett Tassen konfrontiert. »Bitte auf den Tisch damit. Ich werfe mal den Toaster an.«
»Natürlich könnt ihr auch Brötchen haben«, meldet sich Patrick. »Zwar nicht vom Bäcker um die Ecke, aber frisch aufgebacken und ihr könnt euch zwischen Vollkorn und Weizen entscheiden.«
»Habt ihr noch von dem ostfriesischen Schwarzbrot von gestern Abend?«, fragt Franz. »Ich würde das tatsächlich gerne mit Rührei und Krabben essen. Als ich noch aktiv bei der Kieler Woche mitgesegelt bin, gab es das dort in fast allen Restaurants. Zumindest zum Frühstück und Lunch.«
»Ach, du warst das, den man vom Chiemsee nach Kiel geschickt hat?«, fragt Melanie etwas spitz. »Ich habe da mal von ein paar bayerischen Seglern gehört, die zu einer Regatta mit ihrer Chiemseeplätte und in Lederhosen an die Startlinie gingen.«
»Stimmt, das waren wir«, antwortet Franz schlagfertig. »Wir waren nämlich auch diejenigen, die gewonnen haben und konnten uns anschließend vor der Presse nicht mehr retten. Sogar das Fernsehen hat über uns berichtet. Darum hast du das so gut in Erinnerung.»

Patrick drückt Franz eine Schüssel in die Hand und schiebt eine Schale mit paar Eiern über den Tisch. »Hier, du willst Rührei. Frag mal, wer noch eins will und schlag schon mal die Eier in die Schüssel, gib‘ Salz, Pfeffer und einen Schuss Milch dazu und dann rührst du kräftig mit dem Schneebesen. Den Schnittlauch aber erst während des Bratens dazutun  …«

Plötzlich scheint ihm etwas einzufallen. Er schaut in die Runde. »Wo ist eigentlich Hugo? Schläft der noch?«
»Keine Ahnung«, sagt Tilly. Ihre Antwort kommt sehr schnell. »Mir war noch gar nicht aufgefallen, dass er nicht da ist.«
»Schaust du mal nach ihm?«, bittet Patrick.
»Nee, lieber nicht. Vielleicht schläft der ja nackt und es ist ihm peinlich, wenn ich da hereinplatze.«

Melanie prustet laut und kann sich das Lachen nicht verkneifen. »Peinlich wird ihm das nicht sein, eher eine willkommene Gelegenheit.«
Tilly guckt sie fragend an. »Na, du musst es ja wissen.«
»Ich werde nach ihm sehen«, bietet Patrick an, um die aufkommende Missstimmung im Keim zu ersticken. Er wirft einen Blick auf Franz: »Pass gut auf das Rührei auf! Wenn es schwarz wird, kannst du es wegwerfen.«

Hugo Brullon hat als einziger ein Doppelzimmer für sich allein. Als Patrick vorsichtig die Tür öffnet, sieht er ihn auf dem Rücken liegend in seinem Bett. Die Bettdecke scheint er nur locker über sich gezogen zu haben.
»Bonjour Hugo, le petit déjeuner est prêt.«
Hugo rührt sich nicht und Patrick wiederholt, nun etwas lauter, dass das Frühstück fertig sei. Als Hugo auch jetzt nicht reagiert, tritt er näher und rüttelt ihn vorsichtig an der Schulter. Hugo bewegt sich immer noch nicht und Patrick hat das Gefühl, das er auch nicht atmet und sich überhaupt merkwürdig anfühlt.
›Herzinfarkt‹, schießt ihm durch den Kopf. Vielleicht hat er sich in der Nacht wegen des Orkans, dessen Heulen auch in dieser Kabine deutlich zu hören ist, zu sehr geängstigt und aufgeregt.
»Tilly, kommst du mal«, ruft er laut nach oben. Mathilde ist Krankenschwester, daran erinnert er sich, und sie wird wissen, was zu tun ist.
Tilly klappert die Treppe herunter. Franz, Akie und Melanie folgen ihr neugierig.
»Bleibt ihr anderen bitte draußen«, bittet Patrick. »Erst soll Tilly sich ein Bild machen.«
Beide stehen kurz vor dem Bett und schauen auf Hugo. Als Tilly nickt, zieht Patrick die Bettdecke herunter und lässt sie auf den Fußboden gleiten.
»Mon dieu«, stößt er hervor und Tilly hält die Luft an. Beide sind zutiefst erschrocken, ein schreckliches Bild bietet sich ihnen. Eine große Blutlache befindet sich auf Hugos Pyjama, auf dem Laken und der Matratze. Bei näherem Hinsehen entdecken sie eine Stichwunde, die direkt in Hugos Herz zu gehen scheint. Der metallische Geruch nach Blut breitet sich aus.

Patricks Knie werden weich, er muss sich an die Wand lehnen.

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